„Und morgen ist alles anders?“

Die Frage haben Gewerkschafter den Studierenden der HTWK Leipzig gestellt und in einem Seminar zusammen beantwortet.

01.02.2024 | Zum Erfolg im Beruf gehören nicht nur die fachspezifischen Ausbildungsinhalte. Die konkreten Fachkenntnisse, die heute verlangt werden, werden nicht die gleichen sein wie in 20 Jahren. Mit dem Studium generale soll die Ausbildung persönlicher Kompetenzen der Studierenden unterstützt werden und sie zum Umgang mit dem beständigen Wandel befähigen.

Exkursion zur HeiterBlick GmbH (Produktionsführung von Herrn Lars Hoppe aus dem Vertrieb und Mike Steinkopf, dem BR-Vorsitzenden) Foto: IG Metall

In Leipzig haben sich der Deutsche Gewerkschaftsbund Bezirk Sachsen (DGB Sachsen) www.sachsen.dgb.de, die Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (KOWA) www.kowa-leipzig.de, Mitteldeutsches Revier (Revierwende) www.revierwende.de und Mobilität Leipzig im Wandel (MoLeWa) www.molewa-leipzig.de zusammengeschlossen  und unter der Fragestellung „Und morgen ist alles anders?“ den Studierenden ein creditfähiges Lehrangebot gemacht.

Jeden Mittwoch im Sommersemester traff sich die Gruppe und setze sich mit Themen zur Energiewende, Bioökonomie / Kreislaufwirtschaft und Mobilitätswende auseinander. Dabei lag der Focus auf der Rolle von Gewerkschaften insbesondre Betriebsräten und der Mitbestimmung in der Transformation.

Bei Drei Exkursionen bekamen die Studierenden direkte Einblicke in Betriebe – unter anderem der Heiterblick GmbH. Betriebsrat Maik Steinkopf führte zusammen mit Lars Hoppe (Vertrieb und Projektmanagement) die Studierenden durch die Produktion, gab einen Überblick über den Betrieb und die Straßenbahnproduktion. Dabei wurden auch Probleme deutlich – insbondere das Finden von Fachkräften stellt eine große Herausforderung dar.

Wo haben Studierende Berührungspunkte mit Gewerkschaften und was bedeutet Partizipation für sie? Simeon Busch hat an dem Seminar teilgenommen und uns im Nachgang ein paar Fragen genau dazu beantwortet:

Interview im Nachgang zum Seminar „Und morgen ist alles anders?“ mit Simeon Busch

Wer bist du? Was studierst du und wo studierst du?

S.: Ich bin Simeon Busch und studiere an der HTWK Architektur, also Bachelor im 7. von 6 Semestern und habe an dem Seminar teilgenommen vom DGB.

Wie bist du auf das Seminar aufmerksam geworden und warum hast du dich angemeldet?

S.: Das Seminar fand im Rahmen des Studium Generale statt, wo man als Studierender der HTWK ein oder zwei Leistungspunkte erbringen muss, und das sind Seminare, die für alle Studiengänge frei zugänglich sind. Und da gab es eine Infoseite, wo eben alle Seminare kurz vorgestellt wurden, und da ist mir das Seminar besonders ins Auge gestochen, weil es einen doch eher ungewöhnlichen Titel hat, weil alle anderen Seminare allein im Titel eher kurz und knapp gesagt haben, was genau passiert, und bei dem war eine Frage und das war was anderes, hat neugierig gemacht, hat darauf geleitet, dass man diesen Text liest, und das hat mich interessiert, das Thema.

Was hast du vor dem Seminar von Gewerkschaften gewusst?

S.: Quasi nur aus dem Geschichtsunterricht das, was man mal gehört hat, Vereinigung von Arbeitern und mehr dann auch nicht.

Welche Bedeutung haben Gewerkschaften für dich als Studierender derzeitig in diesen sieben Semestern, die du bisher studiert hast?

S.: Tatsächlich eigentlich noch gar keine Bedeutung. Aber es wurde in dem Seminar, als vorgestellt wurde, was die Gewerkschaften sind, auch darauf hingewiesen, dass man auch als Werkstudent sich gewerkschaftlich organisieren kann.

Was denkst du im Nachgang nach dem Seminar über Gewerkschaften?

S.: Also ich habe, gerade weil wir auch Exkursion hatten und dann vor Ort mit Gewerkschaftern reden konnten, die im Betrieb waren, festgestellt, dass es doch sehr positiv ist, sich gewerkschaftlich zu organisieren und dass die Arbeit auch sehr wichtig ist.

Kannst du generell auch einen kurzen Überblick über die Themen, an denen ihr im Seminar vorbeigekommen seid, geben und wo du Verknüpfungspunkte zu Gewerkschaften siehst?

S.: Also wir hatten das große Überthema Strukturwandel in und um Leipzig und hatten da erst in der Einführungsveranstaltung allgemein über Gewerkschaften geredet und dann im späteren Verlauf haben wir uns mit der Energiewende beschäftigt und waren da auch auf Exkursion im Braunkohlekraftwerk in Böhlen-Lippendorf und haben da eben mit dem Gewerkschaftsleiter zusammen eine Führung gemacht . Dann waren wir bei Made by Made zum Thema Bioökonomie. Ein sehr kleines Unternehmen und da ist mit Gewerkschaft noch nichts, aber die haben auch vor, sich zu vergrößern und dann wird das Thema auch stärker aufkommen. Und wir waren zuletzt bei HeiterBlick zum Thema Mobilitätswende und da ging es auch darum, dass die Arbeiter sich eben gewerkschaftlich organisieren können.

Was war dein Highlight im Seminar.

S.: Ich glaube, dass eine Highlight gab es nicht so wirklich, es gab mehrere Highlights. Das waren auf jeden Fall die Exkursionen, weil man im Normalfall eben nur trocken von vorne auch an der Hochschule diesen Stoff vermittelt bekommt und dann heißt es „Okay und zuhause recherchierst du noch ein bisschen.“ Und wir waren eben auf Exkursion und konnten uns das Live vor Ort anschauen, wie das genau stattfindet. Das war sehr cool. Wir hatten immer eine Theoriestunde und eine Exkursion und auch die Theoriestunden waren sehr lebendig gehalten und eben Mitmachphasen für die Studierenden. Und ich glaube da hat mir am besten gefallen, dass wir zum Thema der Mobilitätswende auch mal so ein Rollenspiel gewagt haben, wo die Studierenden aufgeteilt wurden in drei Gruppen und dann hatten wir sozusagen im Gespräch die Interessen von diesen Gruppen zu vertreten. Das waren einmal die Arbeitgeber BMW und Porsche hier in Leipzig als Automobilhersteller, dann die Arbeitenden da vor Ort und die dritte Gruppe war die Stadt Leipzig. Das war sehr cool.

Was bedeutet Partizipation für dich?

S.: Also ich finde es sehr wichtig, Mitspracherecht zu haben, was dann eben einen selbst betrifft.  Also bei den Gewerkschaften ist es natürlich, dass man eben auch mitreden kann, was die eigenen Arbeitszeiten und die Löhne betrifft. Und da finde ich schon sehr wichtig, dass man selbst auch seine Wünsche offenlegen kann und selbst auch mitbestimmen kann tatsächlich. Das man nicht nur von oben alles diktiert bekommt und dass man da nicht zu irgendetwas gezwungen wird, was man gar nicht möchte.  

Also das wäre es dann auch schon. Außer du hast noch etwas, was du mir mitgeben möchtest, dass wir es unbedingt noch aufnehmen sollten, weil es in meinen Fragen nicht abgebildet war.

S.: Also ich glaube es war ganz cool, wir hatten letzte Woche eine Auswertung zusammen mit den Referenten von diesem Seminar und da haben wir noch einmal festgehalten, dass wir uns das so und so vorgestellt hatten und dass das dann auch sehr gut umgesetzt wurde. Und wir haben auch kritisches Feedback gegeben, teilweise. Und die Feedbackrunde an sich war eigentlich auch nochmal so ein bisschen eine Partizipation, auch wenn wir dann nicht mehr betroffen sind von zukünftigen Seminaren.

Wie wird es für dich mit dem Gewerkschaftsgedanken weitergehen?

S.: Das ist eine sehr schwierige Frage. Also ich gehe mal sehr spontan davon aus, dass ich später in einem Unternehmen arbeiten werde und dass ich dann auch mich als Arbeitnehmer vertreten sehen möchte und dass ich mich dann auch gewerkschaftlich eventuell mit organisieren werde.