Psychische Probleme und Erkrankungen sind auf dem Vormarsch – vor allem unter Studierenden.
Achtsamkeit liegt im Trend. Auf Insta und Co geben unzählige Clips gute Tipps, wie ausgeglichen und erfolgreich es sich lebt, wenn man nur genug in sich hineinhorcht und das passende Mindset entwickelt: Fühl dich glücklich! Denk dich glücklich! Trainiere dich glücklich! Doch dieser Selbstoptimierungstalk ist problematisch: Erstens verklärt er gesellschaftliche Probleme zu individuellen Schwächen. Und zweitens reproduziert er den Stress, den er zu reduzieren vorgibt.
Klar ist, nehmen psychische Probleme zu – vor allem unter Studierenden. Der Gesundheitsreport 2023 der Techniker Krankenkasse zeigt beunruhigende Zahlen: Mehr als jede*r dritte Studierende ist Burnout-gefährdet. Dabei haben Studis lange Zeit zu denjenigen gehört, denen es in dieser Beziehung überdurchschnittlich gut
ging. Aber die Zeiten sind, spätestens mit Corona, vorbei. Ebenso klar ist aber auch, dass das kein persönliches Versagen ist, sondern das Ergebnis realer Lebens- und Studienbedingungen. Egal ob Pandemie oder Energiekrise – Studierende stehen häufig ganz hinten auf der Prioritätenliste.
Leistungsdruck, Prüfungsangst, Stress, finanzielle Sorgen, Mehrfachbelastungen durch Studium und Nebenjob sowie Zukunftsängste – im Verlaufe eines Studiums kann vieles zu hohen psychischen Belastungen führen. Auch Trennungen, Krankheiten und andere schwierige Lebenserfahrungen sind Risikofaktoren. Dazu kommen die großen Ereignisse unserer Zeit – Klima, Kriege, Krisen. Und ein weitverbreitetes Streben nach Perfektion und Fehlerlosigkeit.
Das sind alles ziemliche Brocken. Da ist einiges an Resilienz nötig, um den Kopf oben zu behalten. Resilienz meint Widerstandsfähigkeit. Doch die ist nicht immer gegeben und sie ist auch nicht immer gleich groß. Wird der Druck zu hoch, können Schlaf- oder Angststörungen, innere Unruhe, extreme Reizbarkeit, Burnout und Depressionen
die Folge sein. Laut TK-Studie fühlen sich 37 Prozent der Studierenden stark emotional erschöpft. Frauen sind mit 44 Prozent besonders betroffen. Emotionale Erschöpfung ist häufig ein ernstes Signal für einen drohenden Burnout. Zudem ist der Anteil von Studierenden im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, die Antidepressiva verordnet bekommen haben, seit 2019 um 30 Prozent gestiegen. Damit erhalten sie deutlich häufiger Antidepressiva als gleichaltrige Beschäftigte.
Das Gefühl, an der eigenen Situation etwas verändern zu können, ist entscheidend. Man nennt dieses Wissen Selbstwirksamkeit. Sie entsteht aus dem Erleben von Selbstwirksamkeit. Was kann das konkret sein?
Ressourcen helfen Menschen dabei, herausfordernde Situationen zu meistern und können so vor psychischen Erkrankungen schützen. Ressourcen sind individuell. Es sind Dinge, die Spaß und Freude bereiten, einem neue Energie geben und mit denen man sich gut fühlt. Das können Hobbys ebenso sein wie Haustiere. Positive Beziehungen zu Freund*innen, Partner*innen und/oder Familie ebenso wie Träume, Ziele und Wünsche.
Alle wissen es, trotzdem wird es oft unterschätzt: Ausreichend und guter Schlaf wirkt Wunder für Körper, Geist und Seele. Es ist sinnvoll, Routinen
zu entwickeln, die einem dabei helfen, gut ein- und durchzuschlafen. Das ist leichter gesagt, als getan. Dennoch: Lesen hilft. Hörspiele auch. Dunkelheit und frische Luft im Schlafraum. Und möglichst wenig Handy vorm Einschlafen.
Fehlendes Tageslicht und stickige Luft trüben die Stimmung. Geh, so oft es dir möglich ist, raus und bewege dich an der frischen Luft. Natur ist ein perfekter Stressdämpfer. Aber auch ein kleiner Spaziergang um den Block ist besser als nichts.
Leg im Alltag immer mal wieder bewusst Pausen ein und prüfe, wie es dir geht. Sind die Dinge gut zu schaffen? Verteilst du deine Prioritäten richtig? Solltest du irgendwo lieber „nein“ sagen?
Wer im Hamsterrad hängt, guckt häufig nur noch aus der Froschperspektive auf die Dinge. Von dort sieht vieles wie ein unbezwingbares Hindernis aus. Manchmal hilft es, zum Vogel zu werden und von oben draufzuschauen: Du wirst sehen, einiges schrumpft.
Niemand ist perfekt. Und – wie heißt es so schön – Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Manche Dinge brauchen Zeit. Nimm dir nicht zu viel vor. Freue dich auch über kleine Schritte und kleine. Erfolge. Verzeih dir Fehler.
Wir können uns zusammenschließen und uns für Verbesserungen an den Hochschulen und im Leben stark machen. Zum Beispiel:
Zum Beispiel durch Fitnessräume, ausreichend Fahrradstellplätze, die Möglichkeit zu duschen. Und natürlich auch Bewegungspausen innerhalb von Lehrveranstaltungen.
Workshops, Impulsvorträge und Beratungsangebote rund um das Schützen, Stärken und Wiederherstellen von mentaler Gesundheit anbieten. Kostenlos und niedrigschwellig zugänglich.
Prüfungsphasen an den Hochschulen entzerren und besser organisieren.
Fair bezahlte Studierendenjobs schaffen gleich mehrfach Entlastung. Die finanziellen Sorgen werden kleiner. Und auch die Zeit, die man fürs Geldverdienen aufwenden muss, reduziert sich. Als Gewerkschaft sind wir hier der beste Partner.
Deine psychische Gesundheit ist wichtig. Und du bist damit nicht allein. Wenn du Symptome wie permanente Erschöpfung oder Überforderung feststellst, wenn du Schlaf-oder Essstörungen entwickelst, wenn du dich mit Ängsten plagst – sprich mit anderen und hol dir Hilfe. Zum Beispiel hier: